DIE FIRMENGESCHICHTE DER  H.A.U.

Die Firmengeschichte der Hamburg-Amerikanischen Uhrenfabrik H.A.U., ist eng mit der Familiengeschichte Paul Landenberger verbunden. Wir, als Landenberger Familienverein, gehen auf dieser Seite nicht genau chronologisch vor sondern stellen vor allem anhand der Berichte aus den Famlien und den vorhanden Fotos die Ereignisse dar. Wenn man aus heutiger Sicht das Gefühl hat, dass früher alles »besser« war, so wird man feststellen, dass sich die wirtschaftlichen Ereignisse von damals mit den heutigen durchaus vergeleichen lassen. Bewusst haben wir die Texte zunächst knapp gehalten und manches Detail  weggelassen. Diejenigen, die an mehr Details interessiert sind werden in den weiterführenden Links fündig. Wir erheben nicht den Anspruch historisch exakt zu sein, sondern wollen den  Nachkommen einen Einblick geben.

KONKURRENTEN

Nachdem Paul Landenberger keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten in den Uhrenfabriken Gebrüder Junghans  AG sah, beschloss er sich selbstständig zu machen. Zusammen mit Philipp Lang als Teilhaber gründete er 1875 in unmittelbarer Nähe der Junghans Uhrenwerke seine eigene Uhrenfabrik »Landenberger & Lang« im Göttelbach. Diese Konkurrenz war in den Augen seiner Schwiegermutter Luise Junghans ein »Unrecht« und belastete die beiden Familien Junghans und Landenberger für lange Zeit. Unter den wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten, gründeten die beiden Firmen 1925 zunächst eine Interessengemeinschaft und schlossen sich unter der Führung von Junghans 1929 zusammen.

Das Wachstum der Firmen, die Schramberg prägten, aber auch die gegenseitigen »Machtdemonstrationen« werden hier mit den nachfolgenden Bildern deutlich.

Uhrenfabriken Gebrüder Junghans
Erhard Junghans d.Ä. gründete 1861 zusammen mit seinem Schwager Jakob Zeller-Tobler die Uhrenfabriken Gebrüder Junghans sozusagen nebenbei. Seiner Anstellung in der xx Strohhutfabrik blieb er gemäß den Aufzeichnungen seiner Tochter Anna sein Leben lang treu.

DIE ANFÄNGE

Landenberger & Lang
Das erste Fabrikgebäude wurde 1875 errichtet.

VON LANDENBERGER & LANG
ZUR H.A.U.

Schrittweises Wachstum

Für eine Unternehmensgründung war die damalige Zeit – die sogenannte Gründerkrise 1873 bis 1879 – ausgesprochen ungünstig. Trotz der Nachfrage aus England und Skandinavien geriet das noch junge Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten zumal Philipp Lang stieg 1882 seinen Anteil zurück forderte. Paul Landenberger stand vor dem Konkurs und konnte nur überleben, weil er sich über einen Freund – Konsul Wilhelm Deurer – Kapital von Hamburger Kaufleuten beschaffen konnte.

Diese Verbindung hatte auch Auswirkungen auf den Firmennamen. Weil die Uhren nach amerikanischen Konstruktionsprinzipien und Produktionsabläufen hergestellt wurden, benannte man 1883 das Unternehmen um, in »Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik«. Als Akronym mit H.A.U. bezeichnet (im Folgenden werden wir die heutige Schreibweise für das Akronym verwenden:HAU).

 Von Hamburg aus konnten die Uhren optimal exportiert werden, zumal Deurer die richtigen Kontakte für den Export mitbrachte. Das Unternehmen wuchs.

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25 Jahre HAU

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1875 das Firmengebäude zur Gründungszeit und die
schrittweise Vergrößerung der Anlagen bis zum 25 Jahre Jubiläum im Jahre 1900
Beim 25jährigen Bestehen der HAU im Jahre 1900 war die Mitarbeiterzahl von 70 auf 750 Personen angewachsen.

Die HAU produzierte alle möglichen Sorten von Großuhren, wie Wecker in Metall- und Holzgehäusen, Nippuhren, Kamin-, Wand- und Dielenuhren, Küchen- und Ladenuhren. Eine Spezialität bildeten die von der Firma hergestellten Kurzzeitmesser für Telephonie, Chemie, Photographie und viele sonstige technische Zwecke.

1891 wird die später weltbekannte Produktmarke Pfeilkreuz ins Leben gerufen. Wegen der guten Qualität erreichten die Uhren bei der Weltausstellung in Melbourne und der Industrieausstellung in Hamburg Auszeichnungen.

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Aus Mangel an Arbeitskräften in Schramberg gegründete man um 1898 vor allem für die Weckerfabrikation in Alpirsbach eine Produktionsfiliale.

 

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50 JAHRE HAU

Ab den 1900 Jahren war der Geschäftsgang recht unterschiedlich, so führte der russisch-japanische Krieg zu Auftragsausfällen oder veränderte Zollmaßnahmen Frankreichs dazu, Uhren in Einzelteilen zu exportieren und in einem eigens dafür errichteten Montagewerk in Paris wieder zusammenzubauen. Um die 1912 Jahre stiegen nicht nur die Rohstoffpreise, sondern auch die Löhne, Steuern und sozialen Ausgaben. Gleichzeitig gab es einen Verfall der Verkaufspreise. Diese Krise gipfelte im 1. Weltkrieg.
Innerhalb weniger Wochen zog die Hälfte der Mitarbeitenden in den Krieg und das Unternehmen war zu Heeresproduktion gezwungen.  Die fehlenden Mitarbeitenden wurden durch weibliche Arbeitskräfte ersetzt.

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Die Firmengebäude um 1925 als Zeichnung
Langjährige Mitarbeitende  einmal im Bild von 1875 bis 1925 und von 1896 bis 1925, die teilweise mit einer soganannten König-Karl-Jubiläumsmedaille ausgezeichnet wurden.
Die Zeichnung von der  Schramberger Tälerstadt vom Maler Reinhold Nägele.

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Der Verwaltungsrat mit Wilhelm Deurer in der Mitte.

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PRÄSENZ

Für Kunden und Freunde des Hauses wurden große Feste ausgerichtet. Heute nennt man das Kundenpflege. Diese Feste bildeten die Gelegenheit sich pompös in Szene zu setzen. Dabei stehen sich die Unternehmen Junghans und die HAU in nichts nach. Beide kreierten aufwendige Bauten um ihre Präsenz zu demonstrieren.

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Zum Kundenanlass gestaltet, zum einen der Torbogen der Uhrenwerke Junghans und zum anderen der Torbogen der HAU

HANDEL & WANDEL

Die Unternehmen Junghans und HAU entwickelten sich in dieser Zeit nahezu gleich erfolgreich und veränderten die Tälerstadt Schramberg. Wegen der großen Konkurrenz können wir heute u.a. anhand der Fotos sehen wie sehr sich die, sagen wir mal, »Machtdemonstrationen« z.B. an Kundenanlässen darstellten.

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STRUKTURWANDEL

Zum kontinuierlichen Wachstum trug 1892 die Anbindung Schrambergs an das Eisenbahnnetz bei. Dies erleichterte den Im- und Export enorm. Zuvor mussten alle Güter mit Pferdekutschen in und aus den engen Tälern gebracht werden. Eine der  Kutschen erhielt ein zweites Leben als Hühnerstall.

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Schramberg Blick zu Zeiten der Gründung und später weiter unten nach dem Anschluss an das Bahnnetz und Blick vom Tösberg.

Entwicklung Fabrikgebäude 1875 – 1925

Grundbesitz der HAU 1925

Entwicklung der HAU bezüglich Kapital, Umsatz und Arbeitskräfte 1875 – 1925

Damals gab es bereits regen Handel mit dem Ausland. Hier im Bild werden Kisten für den Markt in China transportiert. Ganz im heutigen Sinne agierte man durchaus global, wie die Liste der Verkaufsorganisationen zeigt, die anlässlich des 50 jährigen Bestehens in der Denkschrift veröffentlicht wurde.

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Für die Pfeilkreuzuhren wurde natürlich kräftig Werbung betrieben. Wohlgemerkt alles noch von Hand illustriert.

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»Wo eine Spur nur von Kultur, findet man die Pfeilkreuzuhr.«

Dieses Motiv wurde von Reinhold Nägele anlässlich des 50 jährigen Jubiläums gestaltet. Der Slogen war wohl so einprägsam, dass er selbst heute noch von älteren Familienmitgliedern gerne zitiert wird.

Im Jahr 1929 wurden die HAU Werke  von Junghans Uhren übernommen. Rückblickend kann man sagen, dass die damalige Führung der HAU wohl den Trend zu kleinen Uhren für nicht verfolgenswert hielt. Wie wir heute wissen ein Fehler. Junghans hingegen setzte früh auf Taschen- und Armbanduhren und produzierte solche auch unter der gut eingeführten Produktmarke »Pfeilkreuz« weiter. Die Restbestände wurden noch bis zum Jahr 2008 angeboten. Auch wenn es in den ein oder anderen Familien selbst heute noch schmerzt, dass Junghans am Ende weiterbestehen konnte, so ist doch das lange Festhalten an der Pfeilkreuzmarke eine gewisse Wertschätzung an den einstigen Kontrahenten.