FAMILIENSTÄMME

Hier stellen wir die Familien der 10 Kinder von Paul und Frida Landenberger vor. Allerdings nur die historischen Ereignisse. Weiterführende Informationen bis in die heutige Zeit zu den Nachkommen können und wollen wir aus Datenschutzgründen nicht publizieren. Die Kindheitserinnerungen und die Beschreibung der Familien entnehmen wir vor allem der Zusammenfassung, die Frida d.J. und älteste Tochter von Paul und Frida niedergeschrieben hat. Zu deren 80. Geburtstag.

 

FRIDA d.J. LANDENBERGER
UND VIKTOR LUSCHKA

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Berichte aus Kindertagen von Frida Landenberger d.J.:
Frida als Älteste musste häufig auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen. So sollte sie, damals 12-järig zusammen mit ihren Schwestern Martha (9 Jahre) und Agnes (5 Jahre) mit dem Postwagen von Schramberg nach Ebingen fahren. Eine wahrlich lange Reise in jenen Tagen. Und sie schreibt selbst, dass es eine schwierige Reise war, weil die Schwesterchen das Postwagenfahren nicht gut vertrugen. Sie nennt es als »Erziehung zur Selbstständigkeit«. Dass sie es in Anführungen setzte zeigt, dass sie es später nicht gerade positiv beurteilte.

1873 bis 1942
Bilder v.o.n.u.
Frida d.J. im Alter von etwa 16 Jahren, ihre Hochzeit mit Viktor Luschka 1892 und die Familie Luschka mit ihren 3 Kindern an Weihnachen 1907.

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Bild KInder: Johanna genannt Hannele, Marianne und Viktor d.J.

Viktor Luschka war der Jugendfreund von Paul Landenberger d.Ä. Sie lernten sich während der Zeit in Friedrichshafen kennen. 1892 entschied Paul Landenberger seinem Jugendfreund eine Position in der Fabrik anzubieten.  Viktor d.Ä. wird als ausgesprochen liebenswürdig beschrieben, der das Familienleben im Hause Landenberger sehr genoß. Er hegte offenbar eine besondere Verehrung für Frida Landenberger d.Ä. und Tochter Frida schreibt: «Ich glaube, er hätte sie geheiratet, wenn sie nicht schon Vaters Frau gewesen wäre! Seine Liebe zu meinen Eltern weckte die meinige zu ihm.» Immerhin war Viktor d.Ä. 23 Jahre älter als Frida d.J.

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1875 bis 1950
Der erstgeborene Sohn erhielt den Vornamen des Vaters. Zu sehen ist Paul d.J. hier im Alter von etwa 12. Jahren zusammen mit seiner nur 14 Monate jüngeren Schwester Martha.

Von Paul Landenberger d.J. gibt es Berichte aus Kindertagen:
Er kam im Alter von 9 Jahren in Pension zu Onkel Desselberg* nach Heibronn, um dort das Gymnasium zu besuchen. Seine Reisen zwischen Heilbronn und Schramberg machte der 9-jährige schon allein. Die Eltern Landenberger sorgten sich deswegen und als Kurt in das gleiche Alter kam gründeten sie zusammen mit anderen Familien, eine eigene private sogenannte »Lateinschule« in ihrem Wohnhaus. Er verließ die Schule im Alter von 16 Jahren und trat in die Fabrik, als kaufmännischer Angestellter ein.

Seine große Disziplin wurde bewundert. So wird berichtet, dass er einmal an Blinddarmentzündung erkrankte. Und weil man früher nicht gleich operierte sonden das Übel mit strenger Diät im Zaum zu halten suchte, durfte er kein Beerenobst essen. Wenn er mit seinen Geschwistern im Wald Heidelbeeren suchte, so naschte er keine einzige.

*Mina Desselberg geb. Landenberger Schwester von Paul Landenberger d.Ä.
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Das Schicksal wollte es, dass Paul sich in Doris Junghans verliebte. Für die beiden konkurrierenden Familien war dies sicher eine große emotionale Herausforderung. Durch die Firmengeschichte war die Beziehung zwischen den Familien Landenberger und Junghans angespannt.

Die Rivalität ist deutlich an der Hochzeitsanzeige zu sehen, bei der die Elternhäuser als Prachtbauten in den Fokus gerückt wurden.

Die Hochzeit war für ganz Schramberg ein gorßes Ereignis. Heute würde man sagen, es war ein mediales Ereignis. Das Foto vermittelt uns zumindest den Eindruck, dass alle Einwohner daran teilhaben wollten.

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Paul mit seinem Sohn Hans-Paul
und Tochter Gertrud

 

MARTHA LANDENBERGER UND
PAUL GUNSSER

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1876 bis 1938
Martha war nur 14 Monate jünger als ihr Bruder Paul d.J. Von ihrer Schwester Frida wird sie als pragmatisch und energisch beschrieben. Sie heiratete Paul Gunsser im Jahre 1897. Paul Gunsser war ein junger Vetter von Paul Landenberger d.Ä., der zunächst auf Besuch nach Schramberg kam. Es gefiel ihm aber so gut, dass er eine Stellung in der Fabrik annahm und sich wenig später in Martha verliebte.

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Bilder v.o.n.u.
Martha mit ihrem Bruder Paul d.J.
und das Paar Martha und Paul Gunsser
v.l.n.r.

Kinder mit den Eltern:
Else, Margarete (Gretel)., Paul Gunsser d.J.

Weitere Bilder:
Kinder: Otto, Else, Gretel, Paul
Die Eltern Martha und Paul  mit Sohn Paul
Gretel als Mannequin für eine Uhr aus der Fabrik

 

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KURT LANDENBERGER UND
ANNA HAUSER

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1878 bis 1957
Kurt wurde im Alter von 12 Jahren nach Heilbronn zur höheren Schule geschickt und studierte später in Stuttgart und Charlottenburg. Schon früh interessierte er sich für alles Technische. Nach seinem Abschluß ging er auf Studienreise nach Nordamerika. Er wird als ruhiger und verbindlicher Mensch beschrieben, der sich überall schnell zu Hause fühlte und bei allen recht beliebt war. 1907 heiratete er Anna Hauser, die mit ihren Eltern von Lenzkirch nach Schramberg kam. Kurt wurde später technischer Leiter in der Fabrik.

v.o.n.u.
Das Paar Kurt und Anna
Kinder v.l.n.r.
Annemarie, Gabriele, Käthe
Gabriele, die für ein Gemälde nicht still genug hielt und daher extra fotografiert wurde.

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AGNES LANDENBERGER UND
LUDWIG BRAUNFELS

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1880 bis 1972
Es wird berichtet, dass Agnes eine besonders schöne Altstimme hatte und wurde deshalb zur Sängerin vor allem für Oratorienwerke ausgebildet. Über die Musik lernte sie ihren Mann Ludwig Braunfels kennen, der in Frankfurt als Jurist arbeitete. In Folge einer Operation starb Ludwig überraschend nach nur 3-jähriger Ehe. Agnes gab das Singen zunächst auf und absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester. Als solche fuhr sie im ersten Kriegsjahr – 1. Weltkrieg – in einem Lazarettzug mehrfach an die Front. Nachdem sie bei einem Kirchenkonzert gesungen hatte, wurde sie aufgefordert als Sängerin an der Front zu wirken. Da sie jedoch weiterhin als Krankenschwester arbeitete, ergab es sich, dass sie ihren jüngeren Bruder Otto nach einer schweren Verwundung im Lazarett bis zu dessen Tod pflegen konnte.

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RICHARD LANDENBERGER UND
MATHILDE BÜRK

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Richard Landenberger

kam Im Jahr 1881 zur Welt. Er wird als pragmatisch streng und gerecht beschieben. Besonders gut kannte er sich in allen Finanzbereichen aus und leitete in der Fabrik das Finanzresort. Im Juli 1914 heirate der Mathilde Bürk, die Tochter einer befreundeten Familie aus Schwenningen. Nur 12 Tage später musste Richard bereits von den Flitterwochen weg und als Soldat einrücken. Der 1. Weltkrieg war ausgebrochen. Mathilde und Richard hatten sieben Kinder und wohnten später in der Villa Junghans.

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Die Zwillinge Hilde-Ev und Frida-Lotte (Fridel), in der Mitte Dorothea (Dorle) und Erich auf dem Arm von Richard

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Hans-Jakob, Fridel, Erich, Otto, Dorle, Hilde-Ev, Marianne

 

Richard war allem Neuen gegenüber sehr aufgeschlossen. Damals noch recht neu, der Skisport.
v.l.n.r.
Erich, Dorle, Fridel, Hilde Ev, Otto, Marianne, Hans-Jakob

Auch damals umgab man sich durchaus schon mit Statussymbolen. Hier ein Daimler vor der Villa Junghans.

ELISABETH LANDENBERGER
UND THEODOR HEYD

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1883 bis 1961
hier im Alter von etwa 12 Jahren, als junge Frau…

…und mit ihren Mann Theodor Heyd, den sie 1905 heiratete. Theodor brachte 2 Söhne mit in die Ehe. Mit Elisabeth erweiterte sich die Familie um drei weitere Kinder. Heute würde man von einer Patchwork-Familie sprechen. Zusammen lebten sie in Darmstadt.

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v.l.n.r.
Taufe von Ursula: Kurt-Wolfgang, der junge Mann in Uniform ist vermutlich einer der Söhne aus erster Ehe von Theodor, Gertrud

Gertrud, Ursula, Kurt-Wolfgang
Elisabeth mit Tochter Gertrud

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ADELE LANDENBERGER
UND JOHN MARWEDEL

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Adele Landenberger

1886 geboren, es wird berichtet, dass sie schon als Kind eine schwache Gesundheit hatte. Mit John ging sie nach London. Um das Jahr 1927 kamen sie nach Schramberg zurück. Weil sie in der Anfangszeit keine eigene Wohnung hatten, wurde die Familie aufgeteilt und die Kinder bei Adeles Geschwistern untergebracht. Das Paar selbst wohnte bei den Eltern Paul d.Ä. und Frida Landenberger. John hatte in der Fabrik ein eigenes Büro und konnte sich dort der Herstellung chemischer Mittel widmen. Später gründete er eine Lackfabrik. Adele hingegen erkrankte an einer nicht näher beschriebenen unheilbaren Krankheit und starb im Alter von 41 Jahren.

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v.o.n.u.
Adele als Kleinkind
Kinder: Maria, Hans, Magarete
darunter:

Georg-Paul, Maria, Magarete und Hans auf dem Schoß von Adele

OTTO LANDENBERGER

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1890 bis 1915
Seinen Namen erhielt Otto wegen der besonderen Verehrung für Otto Bismark. Nach seinem Abitur, das er in Stuttgart auf dem, wie es damals hieß, Realgymnaisum absolvierte, studierte er Jura in Leipzig und Thübingen. Von Otto wird immer auch im Zusammenhang mit seinem nur zwei Jahre jüngeren Bruder Fritz berichtet. Die beiden müssen ein sehr enges Verhältnis gehabt haben und mit ihrer Phantasie und ihrem Humor zur Unterhaltung der Familie beigetragen haben.  Im 1. Weltkrieg wurde Otto schwer verwundet und starb schließlich im Lazarett. Agnes seine ältere Schwester konnte ihm bis zu seinem Tod als Krankenschwester beistehen.

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FRITZ LANDENBERGER
UND GERTRUD RADDATZ

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1892 bis 1978
Das jüngste Famileinmitglied studierte nach dem Abitur wie sein Bruder Otto zunächst Jura. Wie Otto kam er nach Thübingen und wechselte dort das Studienfach. Fritz wollte Arzt werden. Wegen des 1. Weltkriegs musste er sein Studium unterbrechen. Nach einer Erkrankung war er nicht mehr wehrtauglich und konnte so sein Medizinstudium wieder aufnehmen. Dies wurde vor allem ermöglicht durch Gertrud Raddatz, die ihm alles was er an Vorlesungen verpasst hatte übermittelte.

Gemeinsam mit Gertrud machte er 1919 sein Examen und erhielt eine Stelle als Augenarzt in Würzburg. Später ließ er sich mit eigener Praxis in Esslingen nieder. Gertrud und Fritz hatten zwei Kinder, Sybille und Karl-Otto. Sie starben jedoch kurz nach ihrer Geburt.

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Vor allem Fritz Landenberger ist es heute zu verdanken, dass man das sogenannte Landenberger Zimmer im Schramberger Schloss besichtigen kann. Dr. Fritz Landenberger überließ der Stadt Schramberg hierfür eine großzügige Spende mit der Bedingung das Zimmer mit seinen Möbeln und dem Inventar dort auszustellen.